Eine 57 Jahrhunderte lange Kette des Wissens. Geschichte der kabbalistischen Methodik

Eine 57 Jahrhunderte lange Kette des Wissens. Geschichte der kabbalistischen Methodik

23. Juli 2017
In der modernen Geschichtswissenschaft wird die Entstehungszeit der kabbalistischen Tradition mit dem Mittelalter gleichgesetzt, und der Bezugspunkt ist das Erscheinen des "Buches Zohar" - das grundlegende Werk über die Kabbala. Die Kabbalisten hingegen gehen davon aus, dass dieses Buch nicht im Mittelalter entstanden ist, sondern betrachten es als ein Werk des 2. Jahrhunderts. Die Meinungsverschiedenheit erklärt sich dadurch, dass sie auf dem Studium verschiedener historischer und literarischer Denkmäler der kabbalistischen Lehren beruht. Die Kabbalisten selbst, die die geistige Welt verstehen, sagen, dass die Kabbala als Wissenschaft der Schöpfung ihren Ursprung in der antiken Stadt Ur in Chaldäa hat –d.h. in Mesopotamien. Die Legende aus dieser Zeit (etwa 18. Jahrhundert v. Chr.) erzählt von Abraham, einem Bewohner Mesopotamiens. Er habe bei der Erforschung der ihn umgebenden Welt die Wirkung einer einzigen Kraft hinter den zahlreichen Erscheinungsformen der verschiedenen Naturelemente entdeckt. Abraham studierte die Gesetze der ihn umgebenden Welt, systematisierte dabei sein Wissen und entwickelte darauf aufbauend eine Methode, um die einheitlich herrschende Kraft und ihre Manifestationen durch verschiedene Einflüsse, die der Mensch spürt, zu verstehen. Diese Forschungsmethode nannte er "Kabbala" (hebräisch für "Empfangen") und legte seine Erkenntnisse in dem Buch Sefer Yetzirah (das Buch der Schöpfung) nieder.